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Elektronisches Auktionssystem
Innerhalb des E-Commerce haben sich die elektronischen Auktionssysteme bzw. die Online-Auktionen als das vielleicht erfolgreichste Teilgebiet etabliert. Elektronische Auktionssysteme bringen Verkäufer und Käufer über das Internet zusammen, indem der Käufer elektronisch Angebote für Artikel oder Aufträge abgeben kann.
Einführung
Immer dann wenn einem Angebot eine größere Anzahl von
potenziellen Abnehmern gegenübersteht oder es für eine Nachfrage eine größere
Anzahl von Anbietern geben kann, können Auktionen zum Einsatz kommen. Als
deutlich preisgünstigere Alternative zu den klassischen Auktionen mit
physischer Anwesenheit haben sich in der jüngeren Vergangenheit elektronische
Auktionssysteme mit Online-Auktionen durchgesetzt. Hierbei handelt es sich um
eine Portalanwendung, bei der dem System bekannte und legitimierte Nutzer Online
an Auktionen teilnehmen dürfen. Das Auktionssystem ist dabei neben der
eigentlichen Angebotsverwaltung auch für die Bieter- und Anbieterverwaltung,
dem eigentlichen Auktionsprozess, der nachgeschalteten Transaktionsdurchführung
und vor allem auch für die Verfügbarkeit einer hinreichend sicheren
Anwendungsumgebung zuständig. Das vielleicht bekannteste und profitabelste
Auktionssystem ist ebay.
Auktionstypen
Auktionen können anhand der folgenden Eigenschaften
klassifiziert werden.
- Ein Objekt oder mehrere: Dieser Parameter legt fest, ob in der Auktion nur für ein Objekt oder für mehrere geboten werden. In letzterem Falle kann noch unterschieden werden zwischen Geboten für identische Objekte oder einem Mix von Objekten (also beispielsweise einer Reise bestehend aus einem Flug, einem Hotel und einem Mietwagen).
- Ein Kriterium oder mehrere: Hier wird festgelegt, ob die Auktion auf der Basis eines Kriteriums (wie Preis) oder mehrerer (z. B. Preis, Garantiezeit und Standort) entschieden wird.
- Einfach oder doppelt: In einer einfachen Auktion stehen einem Anbieter mehrere Käufer gegenüber, während in einer doppelten Auktion auch mehrere Anbieter für ein Produkt auftreten.
- Offenes oder verschlossenes Angebot: Dies legt fest, ob die Angebote grundsätzlich öffentlich und damit den Mitbietern bekannt sind oder ob sie in einem verschlossen Umschlag uneinsehbar für alle anderen abgegeben werden.
- Aufsteigende oder absteigende Preise: Grundsätzlich kann man mit einem sehr hohen Preis anfangend den Preis immer weiter reduzieren, bis zum ersten Mal ein Angebot von einem Käufer akzeptiert wird, oder man fängt mit einem niedrigen Preis an und steigert ihn solange, bis nur noch ein Kaufwilliger übrig bleibt.
- Erstpreis- oder Zweitpreisauktion: In beiden Fällen gewinnt der Höchstbietende, wobei dieser im ersten Fall auch den Betrag des Höchstgebots zahlen muss, während er im zweiten Fall nur den Betrag des zweithöchsten Angebots zu entrichten hat. Bei der letzteren Variante wird eine höhere Ehrlichkeit bei der Angebotsabgabe erwartet.
- Gleichbehandlung oder unterschiedliche Behandlung: Werden in einer Auktion mehrere Objekte versteigert, dann können die Angebotsgewinner alle den gleichen Preis zahlen (z. B. den Preis des niedrigsten Angebots unter den Gewinnern) oder jeder Bieter zahlt den jeweils gebotenen Preis.
Basierend auf diesen Eigenschaften gibt es eine Reihe von
Auktionstypen, von denen im Folgenden die Wichtigsten kurz vorgestellt werden:
- Englische Auktion: Dies ist der typische
Fall einer Auktion, bei der mit einem üblicherweise deutlich zu niedrigen
Angebotspreis gestartet wird und dieser durch die Bieter innerhalb einer
festgelegten Frist schrittweise erhöht werden kann. Mit Ablauf der Frist erhält
der Höchstbietende den Zuschlag zum von ihm abgegebenen Gebot.
- Holländische Auktion: Bei dieser Form
der Auktion wir mit einem sehr hohen Gebot gestartet und dies sukzessive reduziert, bis der erste Bieter dem Gebot zustimmt.
- Versiegelte Erstpreisauktion (first-price sealed
auction): Innerhalb einer gewissen Frist können von den Bietern nicht
öffentliche Gebote abgegeben werden. Nach Ablauf der Frist erhält der Bieter
mit dem höchsten (bei Artikeln) bzw. dem niedrigsten (bei Aufträgen) Gebot den
Zuschlag.
- Vickrey Auktion (versiegelte
Zweitpreisauktion): Sie entspricht der geheimen Auktion, nur das das
zweithöchste Gebot als Endpreis zum Tragen kommt.
Online-Auktionen können auch gut durch Softwareagenten (siehe Agententechnologie) unterstützt werden, insbesondere
dann, wenn es sich um vergleichsweise einfache Auktionstypen handelt (nur ein
Kriterium, nur ein Artikeltyp). Hierbei können sowohl der Bieter als auch Anbieter
durch Softwareagenten umgesetzt werden.
Literatur
Merz, Michael: E-Commerce und E-Business Marktmodelle:
Anwendungen und Technologien; 2. Aufl., Heidelberg : dpunkt-Verlag, 2002
Fasli, Maria: Agent Technology for E-Commerce; John
Wiley & Sons Ltd., 2007
Autor
Prof. Dr. Rainer Unland, Universität Duisburg-Essen, Institut für Informatik und Wirtschaftsinformatik (ICB), Datenverwaltungssysteme und Wissensrepräsentation, Schützenbahn 70, 45117 Essen
Autoreninfo
Zuletzt bearbeitet: 15.05.2020 16:57
Letzter Abruf: 23.01.2021 08:39